Feb. 13 2009
Versicherungswesen
Letzte Woche hab ich den letzten Baustein meines Versicherungsportfolios hinzugefügt und nun sind sämtliche Verpflichtungen erfüllt und die Trennung vom Schweizer System vollständig.
Ich hatte das Glück, dass mein Versicherungsberater gerade erfolgreich den Schweizer Titel eidg. dipl. Versicherungsfachmann abgeschlossen hat. Als Hobby sozusagen oder auch um all seine bisherigen Kunden weiter beraten zu können, die in die Schweiz abwandern.
Krankenkasse
Eine der ersten Versicherungen, die man abschliesst, ist die Krankenkasse. Das geht nur, wenn man einen Job hat und ohne Krankenversicherung keinen Job. Ein klassischer Schwanzbeisser 😉
Der Wechsel von der Schweiz nach Deutschland ist gut zu planen. Die Krankenversicherungspflicht erlischt mit der Abmeldung aus der Schweiz. Einige Versicherer bieten auch einen Auslandschutz an, der ist aber um einiges teurer.
Also ist der ideale Zeitpunkt abzuwarten, bis man einen Job hat.
In Deutschland gibt es zwei Versicherungsarten: Gesetzlich und Privat Versicherte. Man spricht auch von einem 2-Klassen-System. Der privat Versicherte kriegt üblicherweise sofort einen Termin, wird gleich behandelt und wird auf Händen getragen. Als gesetzlich Versicherten kann man von Glück reden, wenn man nicht solange warten muss.
Um sich privat versichern zu können, müssen einige Bedingungen erfüllt werden. Man muss gut verdienen – mindestens €3800 im Monat. Und man muss 3 Jahre in die gesetzliche Krankenkasse eingezahlt haben.
Das heisst, ich bin momentan gesetzlich versichert und mein Arbeitgeber und ich teilen uns den Betrag. Mein Anteil beträgt um die €300 und mein Arbeitgeber zahlt auch noch mal soviel. Man muss sich das mal vorstellen! Mein Beitrag in der Schweiz war nur ein Drittel dessen, was hier kassiert wird.
Was ich bei der Anmeldung spannend fand, war der Fragebogen. Eigentlich dürfen Sie keine Fragen zum Gesundheitszustand stellen, aber sie boten an, dass ich mich an einem Programm für Diabetes, Raucherentzug oder was auch immer anmelden könnte. Natürlich würde die Anmeldung verschlampt und verzögert, bis man einen anderen Versicherer findet.
Rentenversicherung
Die Rentenversicherung kam gleich mit der Krankenkassenanmeldung dazu. Aber ich weiss noch nicht so genau, was das ist und wie es funktioniert.
Ich weiss nur soviel, dass ich bei meiner Pensionierung einen Teil der Rente aus der Schweiz und einen aus Deutschland erhalte. Dies aufgrund der bilateralen Bestimmungen.
Unfallversicherung
Die Unfallversicherung ist keine Versicherung gegen Unfallschäden, wie wir es in der Schweiz kennen. Alle Unfälle sind bereits mit der Krankenversicherung abgedeckt.
Die Unfallversicherung ist eine Versicherung gegen Invalidität. Es handelt sich um eine freiwillige Versicherung.
Mein Arbeitgeber wird mich nach meiner Probezeit Unfallversichern.
Haftpflicht
Sollte man tunlichst versichern. Gibt keine wesentlichen Unterschiede zum Schweizer System. Ah doch, ein Zusatzbaustein hab ich noch abgeschlossen und zwar die Forderungsausfalldeckung.
Dieser Zusatzbaustein kommt zum Zuge, wenn der Schädigende illiquid ist und den Schaden nicht bezahlen kann. Als Beispiel wurde der Dobermann-Fall genannt.
Ich glaube in der Schweiz ist jeder irgendwie versichert und wenn er nicht bezahlen kann, kommt der Sozialdienst zum Zuge. Bin mir aber nicht sicher.
Hausrat
Soviel erkennen konnte, gibt es keine Unterschiede zum Schweizer System.
Rechtsschutz
In Deutschland ist eine Rechtsschutzversicherung fast Pflicht. Gegenüber der Schweiz, wo sich 9% versichern lassen, sind es hier in Deutschland mehr als 44%.
Das heisst, hier wird auch gleich scharf geschossen. Gegen ein simples Parkverbot, das vielleicht aus der einen Richtung nicht gesehen werden kann, wird gleich geklagt.
Abmahnungen sind die berühmt-berüchtigte Mittel der Deutschen gegen allerlei negatives Geschäftsgebaren. So zumindest lese ich davon häufig im Heise-Ticker.
Da passt mir das Schweizer System schon besser, wo man noch miteinander reden kann.
Rainer
14. Februar 2009 @ 00:52
Hi Ecki
Na das ist ja mal eine schöne Zusammenstellung und auch für mich interessant.
Die Forderungsausfalldeckung kannte ich bisher nicht, hört sich aber interessant an.
Bei der Krankenversicherung gibt es einen entscheidenden Unterschied zur Schweiz: Der Zahnarztbesuch ist mit drin, bei Zahnersatz sind nur anteilige Kosten zu tragen, wobei sich diese nochmal verringern wenn Du mind. 1x im Jahr zum Zahnarzt gehst. Die genauen Sätze habe ich nicht parat, aber ich glaub Du zahlst dann nur noch so ca. 30%. Das rechtfertigt auch in meinen Augen noch nicht die sehr hohen Beitragssätze gegenüber der Schweiz, aber der Vollständigkeit halber wollte ich es mal erwähnen.
Etwas schmunzeln musste ich schon bei Deinen Aussagen zum Rechtsschutz. Huiui, wenn das die Runde macht, trauen sich ja gar keine Schweizer mehr nach Deutschland. Und wenn doch, hätte es wahrscheinlich die Folge, dass zumindest die Schweizer in Deutschland ordentlich parken – das wär gerade für Berlin ein gutes Vorbild gegen das allgegenwärtige wilde parken.
Abmahnungen werden in der Regel erst nach einer Reihe von erfolglosen Gesprächen ausgesprochen. Bei den – im Verhältnis zur Schweiz – recht langen Kündigungsfristen vielleicht auch kein schlechtes Mittel zur Durchsetzung von vertraglichen Leistungen. Im Internet kursieren da aber sicher schaurige Geschichten… 😉
Viele Grüße
Rainer