Berliner Unterwelten


Melly schenkte mir zum Geburtstag einen Besuch in der Berliner Unterwelt. So fuhren wir quer durch die Stadt zum Ausgangspunkt.

Zuerst besuchten wir einen schon etwas älteren Bunker aus dem Jahre 1930, der über der U-Bahn gebaut wurde. Ich war erstaunt, dass es in ganz Berlin nur 23 Bunker gibt mit einer Gesamtkapazität von 30’000 Personen und das bei einer Einwohnerzahl von 3.4 Millionen Einwohner. Zumindest wussten sie, dass die Schweiz eine Kapazität von 140% haben.

Diese 23 Bunker wollen Sie nun auch noch abschaffen. Wenn es mal Krieg geben sollte, erwarten Sie nicht, dass sie lange überleben. Ein paar Atombomben und es ist ohnehin aus. Die Bunker sind darauf ausgelegt, 14 Tage darin zu überleben. Das reicht, um via Verhandlungen eine Einigung zu erwirken.

Der Bunker war keine Schönheit. Dünne Wände und Türen, einige Räume, Luftfilter aber keine eigene Stromversorgung, kein eigenes Wasser. Tja, was soll man dazu sagen?

Spannender fand ich die Situation im Kalten Krieg, wo die Mauer noch stand. Die Mauer verlief entlang der Zonen, die mal zwischen den Siegermächten definiert wurden. So ist es passiert, dass Teile einer U-Bahn in den Osten führte und später wieder in den Westen zurückkehrte. Auf dieser Strecke durfte natürlich nicht angehalten werden. Die alten Haltestellen wurden am ehemaligen Eingang zubetoniert und mit Wachhäuschen ausgestattet, dass auch wirklich kein Zug anhielt. Der Streckenunterhalt war natürlich etwas schwierig, da sie nicht anhalten oder Personal abstellen durften.

Weiter wurden die Bahngleise mit Nagelbetten ausgekleidet und am Strom angeschlossen. Fiese Fluchtbehinderung.

Eine weitere populäre Fluchtmöglichkeit war die Kanalisation. Dort wurden Eisenstangen einbetoniert, die mit einem Kabel durchzogen waren. Wenn diese Eisenstange gekappt würde, hätte es in einem Wachhäuschen geklingelt, man hätte gemütlich den Kaffee ausgetrunken und hätte dann nachgeschaut. Diese Stangen behinderten natürlich den Abfluss und so musste man die regelmässig reinigen.

Schon damals wurde mit Abwasser gehandelt. Abwasser floss in den alten Röhren in den Osten. Somit bekam der Osten Devisen. Dann kamen die Röhren wieder in den Westen und dann hätten sie wieder die Devisen verloren. Sie installierten dann Pumpwerke, die vor der Grenze das Abwasser woanders hin pumpten. Clever.

Es gab noch einige Sachen hier.

Dann besuchten wir noch eine neuere Anlage. Die Anlage wurde sozusagen in eine U-Bahn-Haltestelle eingebaut. Im Fall der Fälle wären Wagen in die Haltestelle gefahren worden, beide Einfahrten dicht gemacht, die Eingänge oben versiegelt und so hätte man einen Bunker gehabt. Unten wären hunderte Betten auf Gleisen und Perron gestellt worden. Oben gab es Schleusen mit AC-Duschen und Untersuchungsräume.

Für Leute, die dieses Abenteuer nicht überlebten gab es Säcke, worin man die Unglücklichen gepackt und in Räume deponiert hätten. Man musste sie nicht loswerden, denn innert 14 Tagen war das Spiel sowieso vorbei.

Tja, der Besuch war noch spannend, aber so einen Bunker-Kult wie wir ihn in der Schweiz haben, existiert hier nicht.

[Update: Kürzlich hab ich auch das Gelände gefunden, wo der Führerbunker stand]