#38 Otago Peninsula, Catlins

[05.03.2003] Otago Peninsula

Nach der ruhigen Nacht auf der Farm wollte ich den Tag auf der Insel verbringen, viele Orte besuchten und viele Tiere sehen.

Der Benzinstand war nicht gerade erheiternd und ich wollte nichts riskieren. Besser ich bleib auf der Hauptstrasse stehen als im Busch. Ich fuhr nach Dunedin zurück und tankte (und reinigte die Scheiben, denn ich sah nicht mehr hindurch).

Auf dem Weg zurück auf die Halbinsel fuhr ich auf dem Bergkamm. Herrliche Aussicht. Leider war es bedeckt.

Ich besuchte das einzige Schloss New Zealands (Larnach Castle). Schnuckeliges kleines Schloss. Zwei Schotten beim Dudelsackspielen für Touristen gratulierten mir zum Alinghi-Sieg. So von wegen „die auf der anderen Insel“. Scheinbar gibt es hier auch so was wie einen Röstigraben.

Weiter ging es auf Steinstrassen in die Nähe von „The Chasm“, einem Felseinschnitt und „Lovers Leap“, einem verführerischen Canyon. Die Wanderung um den Hügel war schön, insbesondere auf der anderen Seite, wo der Weg fantasievoll durch verschiedene Pflanzenarten führt.

Weiter ging’s zur Allans Beach, wo es angeblich Seelöwen haben sollte. Wahrscheinlich waren sie gerade weg.

Auf dem Weg dahin sah ich viel Vogelvolk in der Hoopers Inlet, einer Bucht. U. a. viele schwarze Schwäne, die aussehen, als ob sie eine Ölpest durchgemacht hatten. Sahen aber nur so aus.

Es ging weiter bis zur Spitze der Halbinsel, wo es eine Albatrosskolonie hatte. Um die „Zucht“ zu sehen, musste man eine Führung buchen. Es war ohnehin ausgebucht.

Also stand ich draussen und beobachtete den Himmel. Überraschenderweise hatte es regen „Flugbetrieb“ und ich stand ideal in der Anflugschneise. Die Vögel haben eine riesige Spannweite und flattern selten. Segeln ist ein besserer Ausdruck.

In der Nähe gab es den Pinguin Beach, wo ich eigentlich mal meine gelbäugigen Pinguine sehen möchte, die ich bisher nicht gesehen hatte. Doch der Beach ist Privatbesitz und man musste eine Tour buchen, um mit 8rädrigen Gefährte zu den verschiedenen Tieren zu kommen.

Da fuhr ich doch besser wieder herunter, unterhalb der Kolonie zur Pilots Bay, wo sich viele Seehunde aufhielten. Besser gesagt, pennten. Einige hielten sich auch im Wasser auf.

In der Nähe entdeckte ich ein kleines Loch, wo ein kleiner blauer Pinguin herausspähte und wohl auf die Ankunft seiner Eltern wartete. Geht noch ein paar Stunden.

Nun hiess es pressieren. Ich wollte die Ankunft der gelbäugigen Pinguine nicht verpassen. In der Sandfly Bay gibt es scheinbar welche.

Also los zur Bay. Angekommen kam mir bereits einer entgegen und schwärmte von den Pinguinen und Seehunden. Ich rannte die Sanddüne hinunter (was wird das wohl für ein Aufstieg sein) und kam an der rechten Seite des Strandes an. Die Pinguine sind an der linken.

Glücklicherweise schaute ich zuerst nach rechts und entdeckte einen, der gerade hinter die Düne lief. Juhui! Endlich hab ich einen aus nächster Nähe gesehen. Ich pirschte mich hinter die Düne, aber er hatte mich wohl schon zuvor entdeckt und floh ins Wasser.

Auf der linken Seite des Strandes angekommen, entdeckte ich einen in den Steinen. In der Nähe gab es ein Versteck, wo schon andere ganz interessiert dem Treiben zusahen. Dort entdeckte ich noch einige mehr.

Alle standen in einer Kolonne am Berg, einige bereits schon ein Stück weiter oben. Sie standen einfach da und taten nichts. Wenn sie sich nicht sicher fühlen, bleiben sie einfach regungslos stehen. Kann es ihnen nicht verübeln. Sie sind sehr sehr scheu.

Eine Abwechslung zur Szene kam, als ein neuer aus dem Wasser kam, auf den Steinen herumhüpfte und sich in die Kolonne „einreihte“ und wartete.

Nach über einer Stunde bei Sonnenuntergang kam Bewegung in das ganze. Einer fing an, den steilen Berg zu erklimmen. Er watschelte und hüpfte immer weiter nach oben, bis er den Blicken entschwand. Eine Heidenarbeit. Zuerst dachte ich, dass die alle zu müde sind, hinauf zu klettern und sich ausruhten.

Dann kamen zwei weitere und gabelten auf dem Weg nach oben glaub ich noch ein Junges auf, das sich versteckt hatte.

Ein tolles Erlebnis. Ich fuhr zurück zu McFarmers und im Gegensatz zu gestern, als es nur 4 Gäste hatte, war es propenvoll. Weitere mit Zelten sollten scheinbar noch kommen. Hm, was mach ich denn nun um 9 ohne Unterkunft?

Der Besitzer telefonierte einem Kollegen, der in der Nähe auch ein kleines Backpackers hatte.

Dort durfte ich in einem umgebauten alten Bus schlafen. Richtig schön gemütlich eingerichtet.

[06.03.2003] Steilste Strasse, Dunedin -> Owaka, Seelöwen

Nach der angenehmen Nacht frühstückte ich gemütlich im Bus und erfreute mich des Lebens.

Nachdem ich alles gepackt hatte, verabschiedete ich mich vom freundlichen Gastgeber und fuhr zurück nach Dunedin.

Dunedin ist eine furchtbare Stadt. Alles geht auf und ab, Kreuzungen liegen am Hang, etc. Ein Alptraum für Autofahrer.

Ich hörte, dass die steilste Strasse der Welt hier ist. So ging ich auf die Suche nach dieser Strasse.

Ich fand sie dann auch, die Baldwin Street. Von unten sah sie richtig steil aus.

Soll ich es wagen, mit dem Auto hinaufzufahren? Es hatte Auto parkiert, also kann man sie befahren.

Mit Schuss und im ersten Gang fuhr ich die Strasse hinauf. Ich fühlte, wie das Auto die Haftung zu verlieren drohte. Mann ist das steil. Nur nicht rückwärts runterfahren. Instinktiv lehnte ich mich nach vorne aus Angst nach hinten zu fallen.

Ich kam gut oben an. Die Aussicht war nicht so bemerkenswert, aber steil ist es schon.

Die Fahrt hinunter war wie in einer Achterbahn auf der Schussfahrt nach unten. Aus Nervosität fuhr ich nur mit der Bremse hinunter ohne die Motorbremse zu verwenden. Tja.

Im Internetcafe versandte ich meine letzten Berichte und Bilder.

Mein Ziel war Owaka in den Catlins. Catlins ist der Küstenstreifen ganz unten im Süden von New Zealand.

Morgens war es noch sehr bedeckt, aber mittlerweile war blauer Himmel und Sonnenschein.

Ich fuhr mit dem Auto auf Nebenstrassen am Meer und auf Hügeln Richtung Süden. Zwischendurch musste ich anhalten um die Scheiben zu reinigen, denn ich sah absolut nichts mehr im Gegenlicht. Mein Auto hat ziemlich viel Sand und Staub in den letzten Wochen eingefangen.

Die Landschaft zog an mir vorbei. New Zealand ist einfach schön.

Ich kam in Owaka bei der Surat Bay Lodge an. Ein schmuckes Backpackers direkt am Meer.

Die Sonne hing schon tief und ich beeilte mich, noch ein paar schöne Bilder einzufangen. Am Strand tummelten sich noch Seelöwen. Meine ersten. Jeden Tag ein neues Tier. Gestern wusste ich nicht recht, was nun Seehunde und was Seelöwen sind. Diese waren eindeutig Seelöwen.

Ich setzte mich keine 10m entfernt in den Sand und schaute dem Treiben zu. Zwei Junge tummelten sich im Sand und die „Alten“ veranstalteten Annäherungsversuche und Kämpfe. Wiederum andere drehten und wälzten sich im Sand und pennten. Richtig spannend.

[07.03.2003] Owaka -> Waikawa, Hektordelphine

Bevor ich weiter fuhr, machte ich einen ausgedehnten Spaziergang am Strand und besuchte die Seelöwen.

Im Wasser begeleitete ich zwei tummelnde Seelöwen. Echt toll. Aber die anderen pennten wie tote Fliegen. Keine Action wie am Abend zuvor.

Ich fuhr zum Nugget Point, einem Leuchtturm und Klippen, in denen allerlei Tiere tummeln sollten. Tierlaute hörte ich einige, aber gesehen hab ich nur einen Seehund, der im Wasser herum schwamm. Es war ohnehin zu weit weg. Kein Vergleich zu meinem Strand.

Weiter ging’s zu Jack’s Blowhole, einem 55m tiefen Loch in einem Hügel, der einige 100m vom Meere entfernt ist. Scheinbar hat das Wasser über die Jahrtausende ein Loch gegraben und so die Deck zum Einsturz gebracht. So entstand dieses Loch.

Dann sah ich ein paar Wasserfälle: Purakanui und Matai Falls. Nichts Besonderes.

Dafür waren die tollen Strände, an denen ich vorbei fuhr umso schöner.

Dann kam ich schon bei meinem nächsten Guesthouse in Waikawa an. In der Nähe fuhr ich zur Porpoise Bay und lief am Strand entlang. Am Ende des Strandes entdeckte ich wieder ein neues Tier. Etwa 10 Hektordelphine tummelten sich in der Bay. Einer sprang sogar in die Luft. Somit hab ich einen wirklich gesehen und nicht nur die Flossen.

Soll ich die Badehose holen? Hier könnte ich umsonst mit den Delphinen schwimmen. Doch es war beträchtlich kalt. Immerhin bin ich am Südende von New Zealand und nur einige tausend Kilometer von der Antarktis entfernt. (Weichei!). Vielleicht morgen.

In der Nähe in der Curio Bay gab es etwas Merkwürdiges. Ein fossiler Wald. Normalerweise hört man von versteinerten Tieren. Hier gibt es ein Wald der mehrmals von Vulkanen abgebrannt und überschüttet wurde. Das Wasser hat über die Jahre das Gestein abgetragen, sodass Holz und Baumstrünke hervorkamen. Das geschah vor mehr als 160 Mio. Jahren.

[08.03.2003] McLeans Falls, Cathedral Caves, -> Invercargill

Heute fuhr ich noch mal einen Teil zurück, da ich wegen der Flut gestern die Cathedral Caves nicht sehen konnte. In der Nähe gab es noch die McLeans Falls, die ich zuerst besuchte und herrliche Fotos machen konnte. Die Sonne schien perfekt durch einen Baum hindurch und erhellte die Umgebung mit ihren Strahlen.

Auf dem Weg hinunter traf ich noch eine Bekannte, die mir unbedingt empfahl, noch eine Taschenlampe zu holen. Somit hab ich eine dreiviertel Stunde für nichts gelaufen. Aber es hat sich absolut gelohnt. Die Cathedral Caves sind einige grosse Höhlen, die vom Meer „herausgefressen“ wurden.

Mit der Lampe erkundete ich erste Höhle und entdeckte nur ein paar Federn, die scheinbar von einem gelbäugigen Pinguin stammten. Doch in einer schmalen Nebenhöhle entdeckte ich plötzlich zwei kleine blaue Pinguine. Wow! Da meine Batterien schon ziemlich schwach waren, erhellte ich nur die Umgebung ohne sie zu fest zu blenden oder zu stören.

Ich machte mich also neugierig auf die Suche nach weiteren Vögeln in den anderen Höhlen und entdeckte noch ein paar weitere. Cool.

Weniger cool fand ich das es noch viele viele andere Besucher gab und mit Scheinwerfern aufkreuzten. Wenn das nicht Stress für die Vögel ist. Na ja, sind ja nur zwei Stunden, denn die Flut überflutet die Höhlen in der restlichen Zeit.

Ich fuhr wieder zurück zu der Porpoise Bay um die Delphine zu sehen. Auf dem Weg entdeckte ich ein Wetterphänomen. Die ganze Küste war eingehüllt in Nebel und neuer Nebel stieg vom Meer auf. Aber keine 5 km Inland war Sonnenschein und blauer Himmel. So war es dann auch auf der ganzen Strecke.

In der Bay sah ich dann auch ein paar Delphine, die um einen Wellensurfer schwammen.

Denn inneren Schweinehund hatte ich schon zuvor bearbeitet und die Badehose hatte ich schnell angezogen. Im Faserpelz mit Brille und Schnorchel stieg ich zum Strand hinunter und hielt Ausschau nach den Delphinen. Man durfte sie nicht direkt anschwimmen, sondern man musste sie zu sich kommen lassen.

Ich wartete über eine halbe Stunde auf einem Stein, Nebel um mich herum und suchte das Meer nach Zeichen der Delphine ab. Keine einzige Rückenflosse war zu sehen. Furchtbar! Das Wasser war in der Tat eiskalt. Viel kälter als der Fingertest am Tag zuvor 😉

Ich stieg wieder hinauf und wärmte mich ein bisschen auf. Da kamen endlich wieder zwei Delphine. Ich hinunter und ans Wasser. Wo waren sie? Wieder weg. Scheinbar fanden sie Wellensurfer nicht spannend oder sie wurden durch sie vertrieben.

Es war kalt und neblig und nichts hielt mich hier. Ich fuhr wieder weiter in den Sonnenschein zurück.

Auf dem Weg nach Invercargill machte ich noch einen Halt am Slope Point, dem südlichsten Zipfel der Südinsel. Hier war ich ziemlich genau in der Mitte zwischen Äquator und dem Südpol.