#35 Christchurch, Lake Tekapo, Mt. Cook

[25.02.2002] Kopfschmerzen, Versicherung

Auch heute Morgen hatte ich immer noch Kopfschmerzen. Langsam frag ich mich, woher die kommen. Und das Husten wird auch nicht weniger.

Kein Tag für die Weiterreise. Bei Edmund ist es wirklich schön. Konnte endlich mal mein Mailfach aufräumen und auch meinen letzten Bericht tippen. Ich habe viele Informationen und Tipps und Tricks erhalten.

Heute wollte ich noch eine Haftpflichtversicherung für meinen Wagen abschliessen, dass ich gestern noch nicht geschafft hatte. Ich telefonierte herum und fand ein gutes Angebot von der Backpackers Hostel Gruppe. Die renommierten Versicherer bieten keine Touristenversicherung an.

Auf dem Weg in die Stadt zeigte mir Edmund ihr Pfadiheim. Bereits gestern hatte ich viele Fotos und Auszeichnungen gesehen. Seine Gruppe war in den letzten Jahren erfolgreicher Verteidiger der Camping-Trophy, die scheinbar schon seit 1930 durchgeführt wird. Für Pfadfinder eine kleine Erläuterung, um was es dabei geht. Das Fähnli trifft ohne erwachsene Führer bei dem Wettkampf ein, wo sie sich in verschiedenen Kategorien messen. U. a. müssen sie ihr eigenes Zelt, ein Lagertor, die Küche und weitere Lagerbauten selber bauen, Essen kochen, für Ordnung und Hygiene sorgen und sich einigermassen benehmen. Scheinbar ist das nicht ganz einfach und es ist Teamgeist und Kreativität gefragt.

In der Stadt ging ich wieder im Warehouse vorbei, kaufte mir noch ein paar warme Kleider mehr und noch einen weiteren Schlafsack (zum kombinieren mit meinem leichten, sollte nun warm genug sein). Schuhe hätte ich schon gefunden, doch irgendwie sind die komisch, mit so einem richtig fetten Rand, dass man schon beim ansehen schwitzt.

Die Versicherung hatte ich schnell abgeschlossen. Jetzt kann ich wirklich los.

[26.02.2003] Christchurch -> Lake Tekapo

Heute ging es mir schon viel besser. Und das Wetter sah viel versprechend aus.

Nach einem kräftigen Frühstück packte ich das Auto und verabschiedete mich von Edmund.

Mein Ziel war Lake Tekapo, das relativ weit von Christchurch entfernt ist.

Ich fuhr viel auf Nebenstrassen und genoss meine Freiheit, überall hinzufahren, wann und wo ich wollte. Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass ich auch mal wenden kann, wenn ich was verpasst habe, das mich interessiert. Früher mit dem Fahrrad war mir das zu anstrengend.

Ich fuhr an vielen schönen Feldern vorbei, teils mit Kühen, teils mit Schafen. Im Hintergrund die Alpen, die mich stets begeleiteten.

Hier im Osten der Insel ist das Wetter eher stabil, da die Alpen, all die Wolken vom Westen abfangen. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben.

Die Landgrenzen werden zum Teil mit Bäumen markiert. Lange Reihen von Bäumen. Interessant fand ich, dass die Bäume „zurecht gestutzt“ werden. So fuhr ich z. B. an einer überdimensionalen Gartenhecke entlang. Schon irgendwie cool.

Ich werde nun ein paar Orte erwähnen, die für mich später beim Bilderbeschriften hilfreich sein werden.

Nach den Feldern kam ich in ein Flusstal – Rakaia Gorge. Das Wasser war kühl und Türkis. Am Ufer bot jemand Speedboatfahren an. Vielleicht werde ich das Mal machen. Aber hier fand ich den Fluss nicht spannend genug.

Die Kiwis haben ein ausgezeichnetes Strassennetz und haben hilfreiche Schilder, wo was zu finden ist. So fand ich so manchen schönen Punkt.

Endmund arbeitete bei den Kiwi Pathfinder, dem Kartenhersteller von New Zealand. Er zeichnete mir im Nirgendwo einen Punkt ein. Diesen Punkt fand ich auf einer staubigen Landstrasse. Dort war eine Nachbildung eines Flugzeuges, das ein Einheimischer Namens Richard Pearse gebaut und geflogen hat. Scheinbar flog er das Teil noch vor den Wright Brüder. Aber die Einheimischen fanden das damals eher komisch und nicht der Rede wert. Er starb später in einer psychiatrischen Klinik.

Weiter ging’s Richtung Alpen. Zum zweiten Mal heute musste ich einer „Lawine“ Schafen weichen, die des Weges kamen. Ziemlich viele.

Nach 270 km und fast 6h unterwegs sein, kam ich in Lake Tekapo an. Welch ein Ausblick. Insbesondere die Jugi hatte einen prächtigen Ausblick über den See zu den Schneebergen. Und der See war fast kitschig blau.

Leider war die Jugi bereits voll, aber für mein Zelt (ok, es gehörte Michael) hatte es noch Platz.

Ich besuchte noch die Church of the good Shepard, die schön am Wasser lag.

Irgendwie fand ich das Wetter recht warm. Das Thermometer zeigte 25°C an. Ziemlich warm. Eigentlich hatte ich in Bali nicht viel mehr, aber eben, die Luftfeuchtigkeit ist hier nicht so hoch.

Ich hab noch den Kofferraumdeckel vermurkst. Rückbank herunterklappen, Gepäck ausräumen. aha, ein Band von meinem Rucksack hat sich im Schloss verheddert. Hab es nach einigen Versuchen und Schraubereien nicht geschafft. Wird schon wieder.

[27.02.2003] Lake Tekapo -> Mt. Cook

Die Nacht im Zelt fand ich recht kühl. Mit meinem Schlafsack war es zu kalt und zusammen mit dem zweiten, denn ich für solche Nächte gekauft hatte, zu warm. Aber ich gewöhnte mich daran.

Der Morgen war schön und klar. Nach dem Frühstück brachte ich den Wagen zur Garage, um das gequälte Band von meinem Rucksack zu befreien bzw. dem Schloss meines armen Kofferraumdeckels Erleichterung zu verschaffen. Nach einer halben Stunde war wieder alles im grünen Bereich.

Ich nahm die Fahrt nach Mt. Cook auf. Zuerst machte ich noch einen Abstecher nach Alexandrina, einem kleinen See unweit von Lake Tekapo. Auf der Landstrasse kam mir nur ein Auto entgegen, aber ich war dann doch erstaunt, als ich eine grosse Siedlung Wohnwagen und Ferienhäuser sah. Die war auf der Karte gar nicht eingezeichnet.

Der See war ähnlich schön und darin tummelten sich ältere Damen, die rätselten, was ich über „silly old ladies“ denken mochte.

Weiter ging es auf der Hauptstrasse. Irgendwo bog ich auf eine Nebenstrasse ab, die auf einem langen Dam war. Mitten auf dem Dam führte ein Fluss Wasser vom Stausee zum nächsten. Links und rechts ging’s hinunter. Recht eindrücklich und wie es sich in die Landschaft einbettete.

Nach 12 km kam eine Lachsfarm, die Lachs im Fluss züchte und verkaufte.

Am Dam gab es auch viele Fischer, die wahrscheinlich auf einen entflohenen Lachs hofften.

Ich kam zum unteren Ende des langen Lake Pukaki, der zum Mt. Cook führt. Herrliche Aussicht. Blauer Himmel. Im Nordosten woher ich gerade kam, sah ich die Wolken, die von Christchurch her kamen, durch die Berge drücken. Gutes Timing.

Mt. Cook ist mit 3754 m der grösste Berg in Australasia. Bestiegen wurde er 1884 von Einheimischen in Eile, als sie hörten, dass zwei Europäer (einer war Matthias Zurbriggen, Schweiz) kämen, um es zu versuchen.

Zuerst besuchte ich den Tasman Gletscher. Eine wahre Enttäuschung. Der Gletscher war mit Erde und Steinen bedeckt. Zuerst dachte ich, es wäre von einem Erdrutsch. Aber man sah den Schnee in den See schmelzen.

Es war schon spät, als ich zum Hooker Valley wanderte. Schöne Landschaft mit grossen Muränen. Vor 100 Jahren, war da noch ein massiver Gletscher (Müller Glacier). Jetzt (fast) nichts.

Weiter ging es über Brücken um die nächste Ecke. Ein schöner Anblick von Mt. Cook. Eigentlich kann nichts den Ausblick von Interlaken zu unseren Alpen schlagen. Warum bin ich eigentlich hier 😉 Der Hooker Glacier ist ähnlich dreckig wie der vorherige, aber immerhin schwammen ein paar saubere Eisblöcke darin.

[28.02.2003] Mt. Cook -> Christchurch

Der Himmel war nicht mehr blau, wie am Tag zuvor, aber schön genug. Wo soll ich heute hingegen. Zurück an die Küste und in den Süden oder zurück nach Christchurch um mit Edmund ein Pfadiweekend zu erleben?

Ich konnte Edmund nicht erreichen, um nach dem Wetter zu fragen. So fuhr ich mal zur nächsten Stadt, da ich sowieso dorthin musste. Auf dem Weg nahm noch einen Autostöpler mit, der auch dorthin musste und dann noch weiter nach Christchurch.

Dort konnte ich Edmund erreichen und ich entschied mich, zurück nach Christchurch zu fahren für das Pfadiweekend. Und da mein Gast das Benzin zahlte, war es doppelt gut. Aber dann hoffentlich schaff ich es, für eine längere Weile weg von Christchurch zu bleiben. Ich bin nun lang genug dort gewesen.

Der Weg war nicht spektakulär und ging ziemlich zügig. Wenn schon nach Christchurch, so wollte ich doch noch den America’s Cup im Fernsehen mitverfolgen, der nun nach 5 oder 6 Verschiebungen heute endlich wieder stattfinden sollte.

Zurück in Christchurch verpasste ich den America’s Cup. Eigentlich dachte ich, dass zur Abwechslung auch mal Team New Zealand einen Punkt holen könnte (nein nein, ich bin schon für Alinghi, aber es würde es spannender machen). Leider knickte der Mast bei der 3. Runde. Die Kiwis sind zu Tode enttäuscht und suchen nach Schuldigen.

Ich hab nun innert 3 Tagen über 800 km auf der „linken Seite“ gefahren. Gar nicht schlecht für den Anfang 😉

Morgen geht’s zum Pfadiweekend.