#22 Einreise Vietnam, Hanoi

[Do, 21.11.2002] Yangshuo -> Nanning

Heute wollte ich eigentlich so nah an die Grenze wie möglich kommen. Mit dem Bus fuhr ich zuerst in einer Stunde nach Guilin. Am Busbahnhof kaufte ich mir ein Ticket nach Nanning, welches kurz darauf abfuhr. Leider war die letzte Reihe, mein bevorzugter Sitz etwas erhöht, sodass ich von der Umgebung nicht viel mitbekam.

Die wunderschönen spitzigen Karstberge von Guilin wurden je weiter ich nach Nanning kam immer breiter, bis sie zu lang gezogenen Hügeln wurden.

Ich kam nach knapp 5 Stunden um 17:30 in Nanning an. Genug Zeit um ein Zugticket nach Dongdeng, ein Dorf gleich nach der vietnamesischen Grenze, zu kaufen. Der Zug sollte um 19:20 abfahren.

Also auf zum Bahnhof. Am Schalter versuchte ich mein Anliegen so gut als möglich anzubringen. Irgendwie konnte sie mir das Ticket nicht ausstellen. War der Zug schon voll oder fuhr der Zug gar nicht? Diese Frage bekam ich nicht so genau beantwortet.

Ich fand einen Auskunftsschalter und versuchte erneut herauszufinden, weshalb der Zug nicht fuhr. Aha, scheinbar fährt der Zug nicht täglich. Der nächste erst in 2 Tagen. Scheisse.

Zurück zum Busbahnhof und versuchen, ein Ticket nach Pingxian (noch auf chinesischen Seite) zu kaufen. Der letzte Bus war bereits um 17:00 gefahren.

Gestrandet in Nanning. Hm, werde ich es wohl am kommenden Morgen bis nach Hanoi schaffen? Also, wieder zurück zum Bahnhof und ein Ticket für den Morgenzug kaufen und ein Hotel suchen.

[Fr, 22.11.2002] Durchfall, Nanning -> Hanoi

Ich schlief sehr unruhig. Gegen morgen musste ich auf die Toilette – Durchfall. Das war wirklich nicht toll und auch keine gute Voraussetzung, einen langen Reisetag vor sich zu haben. Ich musste wiederholt auf die Toilette gehen.

Eine halbe Stunde bevor der Zug fuhr entschloss ich mich dann doch, es zu versuchen, ansonsten ich nicht rechtzeitig in Vietnam sein würde. Ich nahm Immodium und ass den ganzen Tag nichts, aus Angst, ich müsste irgendwo unterwegs auf die Toilette.

Der Zug gondelte 4 Stunden durch die Berge Richtung Grenze. Unterwegs lernte ich einen Förster kennen, der bald nach Finnland zum studieren fährt. Einer der wenigen Chinesen, die ich kennen gelernt habe, die sich echt um die Umwelt sorgen.

In Pingxian nahm ich ein Motorrad, das mich an die Grenze fuhr. Unterwegs hielt er irgendwo an und wollte handeln – Vietnamesische Dong verkaufen. Scheinbar ein einträgliches Geschäft hier für viele Chinesen. Ich wurde wütend, weil ich ihn ja für die Fahrt und nicht für die Dongs bezahlen wollte. Schlussendlich fuhr er dann mich doch noch zur Grenze.

Der Grenzübertritt war einfach und unkompliziert.

Auf vietnamesischer Seite gab es aber keine Händler und auch keine Bank, die Dong wechselten. Mit dem Taxi fuhr ich in die nächste Stadt und wollte auf den Busbahnhof, um mit dem öffentlichen Bus nach Hanoi weiterzufahren. Der Taxifahrer telefonierte herum und wurde zu einem Minibus gebracht, der nach Hanoi unterwegs ist. Klassischer Fall von Commissioners. Ich wollte aber zum Busbahnhof, der billiger als der Minibus sein sollte.

Er fuhr mich noch ein bisschen herum und teilte mir stets mit, dass kein Busbahnhof existiert und nur Minibusse verkehren. Schlussendlich nahm ich dann doch einen Minibus und handelte einen tiefen Preis aus, der sich im Nachhinein als zu niedrig erwies, da meine Mitpassagiere mehr bezahlten. Der ursprünglich angebotene Preis war aber 3x so hoch. Ich zahlte dann gerne die Differenz, denn ich sah, was andere zahlten.

In Hanoi angekommen wurde ich von der Flut der Motorradfahrer erstickt. Auch wurde ich immer wieder angesprochen, ob nicht Motorrad oder Cyclo fahren möchte, gefälschte oder Früchte kaufen möchte oder was auch immer die Dienstleistung war.

[Sa, 23.11.2002] Ho Chi Minh Mausoleum

Das Leben hier in Vietnam und das bisherige Leben in China ist so anders. Jeder scheint English sprechen und verstehen zu können. Das Essen ist sehr westlich orientiert und man hat eine grosse Auswahl. Die Preise sind aber etwas teurer als in China. Öffentlichen Verkehrsmittel, die in China hervorragend organisiert sind, gibt es hier nicht. Und was mich am meisten merkte, die Vietnamesen handeln nicht so stark wie in China. Falls mir ein Preis nicht gefiel, konnte ich nur wenig bis gar nichts handeln, obwohl ich wusste, dass der Preis ein Mehrfaches des normalen Wertes überstieg. In China konnte man bis zum Exzess handeln. Hier kann man davonlaufen und der Händler kümmert das wenig. Der nächste Tourist kommt bestimmt.

Ja, Touristen hatte es in der Tat sehr viele. In China war ich stets die Attraktion, da ich so gross war. Hier kann ich mühelos durch die Strassen laufen, ohne dass über mich gelästert wird. Die eine oder andere „Abmessung“ gab es schon, aber eher freundlich und aus Spass.

Ich lief Richtung Ho Chi Minh Mausoleum, der einbalsamierte „Erlöser“ Vietnams. Zurzeit ist er aber beim „Unterhalt“ in Moskau.

Auf dem Rückweg nahm ich dann doch eines der vielen Cyclos, die mich immer wieder anrempelten und fuhr zurück zum Hotel.

[So, 24.11.2002] Army Museum, Vietnamesische Freunde

Heute besuchte ich das Army Museum, das über den Krieg hier in Vietnam einige Ausstellungsstücke zeigen. Vor allem Waffen. Der Besuch prägt mich aber nicht so stark, wie der Besuch in Saigon, der im nächsten Mail steht.

Am Nachmittag wollte ich es mir am See bequem machen und mein Tagebuch nachtragen. Ich lernte eine Einheimische kennen, die einfach sich ein wenig mit Ausländern unterhalten wollte. Später gesellte sich ein weiterer hinzu. Wir hatten viel Spass und ich lernte einiges über Land und Leute. Am Abend als es kühler wurde gingen wir gemeinsam Abend essen.

Danach waren sie noch nicht Müde und wollten weiter ins Kino oder in die Disco. Das Kino hatte bereits begonnen und ich war nicht besonders scharf darauf, Frauen in der Disco kennen zu lernen, wie die beiden es sich vorstellten, da Ausländer immer in der Disco sind. Schlussendlich landeten wir in meinem Hotel wo wir uns weiter unterhielten und auch Karten spielten. Ein ungemein fieses einheimisches Spiel, bei dem der Gewinner zuerst wieder starten kann und vom Verlierer die beste Karte erhält. Sobald ich wieder etwas begriffen hatte, tauchte immer wieder eine neue Regel auf. Wer der Verlierer war, steht ja ausser Frage.