#05 Irkutsk

[Mo, 15.09.2002] Ankunft Irkutsk

Wir kamen pünktlich in Irkutsk an und ich wurde von Alexander empfangen, von Aqua Eco. Dieser Name assoziierte ich mit Wasser und fragte gleich, ob es möglich sei, im Baikalsee zu tauchen. Volltreffer!

Er brachte mich ins Hotel Angara, wo ich nur eine Nacht bleiben durfte, da am nächsten Tag das Baikal Economic Forum anfing.

Nach einer erfrischenden Dusche zog es mich in die Stadt. Es war sehr schön und warm. In einigen Bahnhöfen im Norden war es kälter.

Ich wandelte durch die altertümlichen Strassen und fand einen grossen Markt, wo man fast alles erhielt. Danach machte ich mich auf die Suche nach einer Bleibe am kommenden Tag.

Hier in Irkutsk ist es sehr schwer, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Selbst in den Hotels kann man keine anderen Sprachen ausser russisch. Hätte ich doch noch ein Phrasebook mitgenommen, denn der Wortschatz in meinem Reisebuch reichte längst nicht aus.

Bis ich jeweils erklärt hatte, dass ich nicht heute, sondern erst am nächsten Tag ein Zimmer bräuchte, winkten viele ab. Das Forum schien alle Hotels in der Stadt zu beanspruchen.

Zuletzt war ich doch noch fündig geworden. Die Kommunikationsversuche waren hier besonders lang.

Am Abend telefonierte meine Freundin in mein Hotel, worüber ich äusserst glücklich war.

[Di, 16.09.2002] Schneefall, Maria, Organisation Tauchen

Ich glaub ich spinn. Ein Blick aus dem Fenster – Schneefall. Es war eisig kalt draussen.

Es machte mich überhaupt nicht an hinauszugehen, aber ich musste das Hotel wechseln.

Danach ging ich an der Angara (einziger Abfluss aus dem Baikalsee; 300 Zuflüsse) zum Denkmal der Transsibirischen Eisenbahn. Weiter ins Zentrum auf der Suche nach einer Buchhandlung. Ich war auf der Suche nach einem Reiseführer für China. Das Angebot an Büchern ist sehr schmal. In 5 – 10 Jahren wird man solche Bücherpaläste wie bei uns auch hier kennen. Das einzige in English was ich fand, waren Lernbücher, z.B. Learn English in 2 years 🙂

Im Internetcafe schnell den Wetterbericht für die nächsten Tage prüfen; Regen, Schneefall bis zur kommenden Woche. Einer erzählte mir, dass er ein paar Tage zuvor in Listvyanka am Baikalsee fast einen Sonnenbrand geholt hatte. Irgendwie bin ich zu spät…

Um 2 traf ich Maria, Rechtsanwältin in Irkutsk, die ich im Zug kennen gelernt hatte. Anstatt Sehenswürdigkeiten anzusehen, steuerte ich eine Bar an, um einen warmen Tee zu trinken. Ich war vom Warten vollkommen durchfroren. Hatte bereits alle meine warmen Kleider an. Wir unterhielten uns über viele Themen, u. a. über das Rechtssystem, Waffenkunde (hier lernt man im Studium alles über Kalaschnikows, Colts usw.), Mafia, Religionen etc. War sehr informativ.

Danach versuchten wir einige Reisebüros zu besuchen, wo ich weitere Infos über das hiesige Angebot erhalten könnte. Bei Aqua Eco (irgendwo auf einem Hinterhof) konnte ich dann endlich meinen Tauchgang im Baikalsee buchen. Keiner konnte English (so schien es jedenfalls). Maria war mir eine riesige Hilfe. Sie übersetzte fleissig und half mit, dieses extravagante Unternehmen möglich zu machen.

Sie ging heim und ich besuchte Läden. Insbesondere das Departement Store und die Markthalle war interessant. Ganz anders als in Moskau. Schmucklos und absolut funktionell. Es hatte eher das Prinzip eines Shop-in-a-Shop. Grosse Kasten, wo man hineingehen und das Angebot begutachten konnte, einfache Gestelle mit den Waren. Was mich aber imponiert hat, war ein Aquarium mit Fischen, um zu zeigen, dass die Uhren darin auch wirklich wasserdicht waren.

In der Markthalle gab es viel frische Waren wie Gemüse, Brot, Fleisch, Käse, Blumen und was es noch alles gibt zu kaufen. Auch Dörrfrüchte, Mayonnaise und Saucen zum Abfüllen in Gläser.

[Mi, 17.09.2002] Tauchanzug probieren, Tour, Studentengruppe

Juhui! Die Sonne schien wieder. Hoffentlich bleibt sie auch. Ich machte mich auf den Weg zu Aqua Eco, damit ich meinen Tauchanzug anprobieren konnte. Alexander (der mich abholte) war auch da. Der sprach wenigstens English. Und siehe da, einige andere konnten sich auch ein wenig in English verständigen. Ich versuchte immer noch, ein Programm für die restlichen Tage zusammenzustellen. Ich wollte ja nicht die ganze Zeit hier in Irkutsk bleiben, wo ich doch wegen dem Baikalsee gekommen bin.

Gerade kamen zwei andere Traveller zurück, die auf der Olkhon Insel waren (etwa 7 Stunden Bus). Leider fährt der Bus nur einmal die Woche. Auch über den Circumbaikal, die alte Transsib-Strecke, die Port Baikal mit Slyudyanka verbindet, gab es nichts Positives. Port Baikal liegt genau gegenüber Listvyanka, wo ich für 2 Nächte übernachten werde. Der Zug fährt aber schon morgens um 3 Uhr los, damit er den Anschluss in Slyudyanka nach Irkutsk erwischt. Super 🙁

Na gut, gehen wir mal Anzug probieren. Mit dem Chef fuhr ich zur Basis. Absoluter Kampftaucher, Nitrox- und Trimixinstruktor und Tiefenjäger (mehrstündige Dekostopps, angefangen bei 40m). Sind nur Einzelleistungen, er ist heute ruhiger. War sehr interessant, wie er mit dem Tauchen vor langer Zeit angefangen hat.

Die Basis war gerade im Bau, aber die Räume standen und Material war auch einiges da. Ich probierte einen Trockenanzug, der mir auf Anhieb passte. Aber Kundenservice kennen die Russen noch nicht. Ich musste nach dem material fragen, dass ich haben wollte. Nichts für verwöhnte Taucher, denen das Material nachgetragen wird.

Als ich alles zusammen hatte und ausgiebig getestet hatte. zeigte er mir mit Stolz, da er sah, dass ich sehr interessiert war, die anderen Räumlichkeiten. Einer hatte zwei russische Kompressoren, die die Luft leider nur auf 170 Bar komprimieren können. Sah aber tadellos aus. Ähnlich wie unser Armeematerial: massiv und schwer zu töten.

Im anderen Raum arbeitete ein Angestellter von ihm, professioneller Arbeitstaucher. Wow, cooles Material. Sogar eine grosse Taucherglocke, die man über den Kopf stülpen konnte und massive Eisenschuhe, damit man Unterwasser gehen konnte. Durfte es sogar anprobieren. Natürlich haben sie auch viele moderne Geräte.

Draussen vor Anker lag die Jacques Cousteau (natürlich auf Russisch). Ein Expeditionstauchschiff. Absolut professionell. 8 Gäste finden bequem Platz, zwei Kompressoren, zwei Motoren und worüber ich besonders erstaunt war eine Dekompressionskammer für zwei Personen und reiner Sauerstoff. Nach eigenen Worten sind zweiwöchige Tauchsafaris ohne Landgang und mit Arzt möglich.

Von einem anderen Veranstalter hab ich später gehört, dass das U-Boot von Jacques Cousteau, der hier war, auch in seinem Besitz ist. Vielleicht auch dem Institut.

Ich hab irgendwie den Eindruck gewonnen, dass man die Russen fast zwingen muss, Angebote zu machen, um uns Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

So, ich muss auf den Bus. Was ich noch organisieren konnte, war eine zweitägige Tour über den Circumbaikal mit Dolmetscher/Reiseführer. Nach den bisherigen Spracherfahrungen und weil ich am Montagmorgen den Zug erwischen will, möchte ich da sicher gehen, dass ich wieder zurückkomme. Preislich auch sehr attraktiv.